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 „here are the good news!“

Geschichten zwischen dem Ostkreuz.

1/2/2016

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Ich erinnere mich noch ganz genau daran, das Gefühl sich auf zu Hause zu freuen. Erstmal in den Zug einzusteigen, dann nach Hause´fahn. . . Nahm den obligatorisch letzten Schluck um es vor dem Einstieg irgendwo abzustellen. Als Berliner versteht man es die Flaschen noch unter den Eimer zu stellen, lobte ich mich. Doch es sollte diesmal wieder alles ganz anders laufen. Diese Flasche fand heut einen besonderen erstereihe Sitzplatz. Im Innenleben einer sehr ordentlich durchdachten Trolley-Koffer Politikstruktur. Nicht jeder wird es kennen, das Gefühl einem Menschen eine leere Flasche in die Hand zu drücken. Es ist etwas sehr direktes. Besonders einem Fremden, wenn er existentiell danach verlangt. Bevor ich lange nachdenken konnte hatte mich diese Seele schon gebannt. Suchte er wirklich danach oder passierte hier mehr? Ohne wichtig sein zu wollen, also, klar, Bruder, bitte sehr nimm sie Dir. Die Flasche. Ohne Abstellen diesmal direkt in eine Tasche teilten wir den Humor. Beim Lächeln bemerkte ich ein schwarzes Loch anstelle seines linken Eckzahns. Er hatte diese eine kleine schwarze LED Taschenlampe mit denen er beiläufig in die Mülleimer reinleuchtete. Unangemessen das jetzt als professionell zu empfinden? Es gibt singende Klo's, vielleicht wird es irgendwann auch Mülleimerlampen geben. Er war Anfang 50 und weil sich unsere Blicke freundlich kreuzten, sagte ich beiläufig noch "Moin". Das war's. Ein offensichtlich unerwartetes Gespräch, womit es schon immer Begann. Dabei hatte er mich schon längst eingeladen, noch lange bevor die Frage in mir entstand. Die Pointe dieser Geschichte dreht sich darum wer letztlich die Rechnung zahlt. Diesmal war ich es nicht. Vielleicht darf ich beim nächsten mal. Mein Zug fuhr grade ab, als wir uns spontan entschieden etwas anderes zusammen zu machen. Wir mussten beide darüber lachen, wie passend. 
Um den Ganzen was Gutes zu tun schlug ich also vor "lass doch 'n paar Fritten reinhaun".
Weg von diesem dunklen Bahnhof. Künstliches grün gelbes Neonstoff-Röhrenlicht das unsere Gesichter sowieso hier auch nur blass aufleuchten ließ. Auf dieser schwarzen Bühne waren seine Trolleys die Zuschauer, seine untergebenen Begleiter aber applaudierten beharrlich auch unter diesen schwersten Umständen. Sie waren unterschiedlich groß, wodurch der Eindruck von Charakter entstand. Der Mondschein leuchtet nur schwach in einer Großstadt. Leuchtreklame, dachte ich. Rauch und Gestank waren das Nennenswerteste hier, also nichts wie weg. Wäre er nicht offensichtlich verrückt, hätte ich mich sicher nicht getraut Ihn anzusprechen, versicherte ich mir. Nun sitzen wir auf dieser Bank und sprechen ganz offen, genau das wollte ich doch? Als eine Art alter Schulfreund, einen kurzen Einblick in seine Welt verschaffen bevor ich wieder rausmarschiere in meine real Plastic World um mich meinen Dingen zu widmen. Dramatische Tauben die das Szenario dazu füllen sind überall zu finden. Er war aber zum Glück sehr offen, erzählt mir direkt seine beste Story. Gutes Drehbuch. Mit einem Business-Typen der alles verliert und von Mülltonnen leben muss. Recyceln. Danny Devito? "Ja, okay, lass uns´n paar Fritten reinhaun", sagt er. Er muss jetzt zum Ostkreuz. Flaschen sammeln. Da kann man auch ganz gute Fritten kaufen. Das ist ja zwar genau meine andere Richtung jetzt. Aber ja, cool, das ich Ihn diesmal ein Stück begleiten darf. Während der Zugfahrt wurde ich als Beobachter forsch daran erinnert was wirklich Geschah. Das Leben auf der Strasse ist HARD und diese vielen Blicke, "nicht schön", holt er mich zurück. Ein "Dude", bringe ich grade noch so noch raus um nicht ganz in Schweigen zu verstummen. Das war jetzt hier sein Gebiet und der Mann wusste ganz genau worüber er sprach. Hier war er der Kenner, Besserwisser, es galt sein Gesetz und er beschütze mich völlig unvoreingenommen auf diesem komplexen Sozialgestrick mit eigenen Verhaltensregeln. Guter Mann. Als die One-Man Band aus der Bahn aussteigt, schwört er mir noch das Jazz für Ihn das Wichtigste sei. Jazz. Jazz versteht man oder nicht. Klar kannte er die Stelle mit Helge. Er konnte vor dieser "Sache" ganz gut das Gitarrending. Aber das ist jetzt schon zu lang her für Ihn. Er greift nach irgendetwas in der Luft, das ich nicht sah. Und man, ja, er hat noch wirklich viele gute Ideen, ich klopf Ihm auf die Schulter, glaub ihm das. Er verschwand keine Zeit damit Worte suchen zu wollen ganz einfach. Eine aufrichtige kurze Freundschaft ohne Vorbehalte beider Seiten die uns hier verband. Dieser Mann war wirklich stark, er nahm mir sogar meine Beichte ab. Sich nicht toll vorkommen zu wollen wenn man etwas spendet, das versteht er schon. Aber ich solle ihm glauben, es gibt Menschen die bräuchten es wirklich dringender. Wir nickten. Gut darüber einmal zu sprechen. 
Ich erwischte mich bei dem Gedanken daran, wie es einen Menschen nur so treffen kann, als gerade weitere Frittenkrümmel ihren Platz in seinem Bart fanden. Ehrlich, das kann einfach nicht sein dachte ich, als er mir von seinem Einkaufswagen gestand. Auf der Strasse gibt es einen Ehrenkodex an den sich aber leider nicht jeder hält, somit war auch dieser irgendwann weg und der gab Ihn den nötigen Halt. Der Winter war ja noch ganz gut, tröstete er mich. Auf diesem Zugsteig war ein fehlender Abschluss nur ein Puzzlestück. Er wollte jetzt natürlich kein Mitleid und ich arbeitete an der Situation, dass ich jetzt aufrichtig keine empfand. Eine langfristige Lösung war es jedenfalls nicht. Genug für alle da sagte ich. Er witzelte dieser Winter sei wie der eine misslungene Strip, den er einmal in jungen Jahren geschenkt bekam. Er war wohl mal Biker, früher war alles anders. Er rettet die Situation zuerst. "Die Fritten sind ganz gut", sagte ich. "Ja, Junge aber es geht doch jetzt wirklich nicht um Ketchup oder Mayo, nicht um rot oder weiß, verstehst Du?", schäumte er fast. Ich war mir nicht sicher. Aber er hatte ja beides auf der Schale, also wusste er schon bestimmt wovon er spricht. Er vermischte als er mit seiner Fritte durch beides strich, hielt es vor sein Gesicht und ich urteilte nicht. Diese Geschichten über krumme Dinge an irgendwelchen Börsengeschäften. Teile aus seinem letzten Roman oder nun einer vergangenen Wirklichkeit? Spielt das überhaupt eine Rolle? Er habe Kinder. Beim Fritteneintunken erzählte er es mir, schaut das erste Mal weg. Er will nicht das sie Ihn so sehen. Zum Glück sind die nicht von hier. Ein stummes Gericht wurde wieder Zeuge, er beschützte mich vor Gedanken von denen ich nix verstand. Ich wollte applaudieren. 
Verschwommene Geschichten, eingetunkt in lauwarmen Fritten. Alter, Du hast da was im Bart, sagte ich. Krümmel von Fritten. Das Versprechen ein guter Mensch zu bleiben und niemals den Antrieb zu verlieren, nahm er mir dann doch noch ab. Deine innere Stimme wird Dich immer begleiten sagte er mir, finde Dich damit ab. Ein Mann von der Strasse wird es wohl besser wissen. Wir verabschieden uns, bis zum nächsten Mal.

​Nein, nein, die Rechnung und so lass mal.. 


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